Laupheim (Druckversion)
Autor: Nicole Hentschke
Artikel vom 17.01.2022

Museum Laupheim: innovativ konzipiert, national bedeutend

Im Auftrag der Stadt Laupheim konzipiert und realisiert das Haus der Geschichte Baden-Württemberg bis Herbst 2023 eine neue Dauerausstellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden.

Der Umbau des Laupheimer Museums zur „national bedeutsamen Kultureinrichtung“ hat begonnen. Im Auftrag der Stadt Laupheim konzipiert und realisiert das Haus der Geschichte Baden-Württemberg bis Herbst 2023 eine neue Dauerausstellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden. Eine App verbindet darüber hinaus die Inhalte elektronisch mit dem städtischen Raum, und über ein Museumslabor soll die Laupheimer Bevölkerung aktiv mit dabei sein. Das einzigartige Konzept erhält aus dem Bundes-Förderprogramm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland“ 625.000 Euro. Insgesamt hat das Projekt ein Volumen von 1,565 Millionen Euro.

„Gerade in angespannten Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, ist es wichtig, den Blick zu weiten. Die Neukonzeption der Dauerausstellung ist für Laupheim eine große Chance: Sie macht die wechselvollen Beziehungen und die gemeinsame Geschichte von Christen und Juden erlebbar“, sagte die Erste Bürgermeisterin der Stadt, Eva-Britta Wind, bei einem Mediengespräch am 13. Januar im Schloss Großlaupheim. Sie verwies darauf, dass im Laupheim des 19. Jahrhunderts die größte jüdische Gemeinde Württembergs lebte. „Es ist das Ziel, diesen gegenseitigen Austausch, der Laupheim bis heute prägt, erfahrbar zu machen und ihn jetzigen und künftigen Generationen zu vermitteln.“

Als „einmalig im deutschsprachigen Raum“ bezeichnete die Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger, die entstehende Ausstellung. „Das Museum zeigt einen neuen Blick auf die jüdische Geschichte – integriert in die Geschichte des Ortes. Von den Anfängen der jüdischen Gemeinde 1730 bis zur Gegenwart stehen im Zentrum der neuen Dauerausstellung Beziehungsgeschichten zwischen Mehrheit und Minderheit. Sie erzählen von den Bedingungen, den Chancen und Erfolgen, aber auch von der alltäglichen Judenfeindschaft und der Zerstörung jüdischen Lebens nach 1933.“

Das Museum wird Jüdinnen und Juden nicht nur als Objekte von Unterdrückung, als Opfer von Hass und Verleumdung oder als Verfolgte zeigen. Sie sind dort vielmehr Akteure, Mitgestalter des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Die Ausstellung blickt aber auch auf die Zeit nach 1945, als Verdrängung und Verleugnung über Jahrzehnte den Umgang in Laupheim mit der Zerstörung jüdischen Lebens vor Ort prägten. Und es waren wieder Beziehungsgeschichten, die seit den 1980er Jahren neue Verbindungen und eine Erinnerungskultur entstehen ließen.

„Die Fragen, die wir an die deutsch-jüdische Geschichte stellen, sind immer aktuell: die Bedingungen von Zugehörigkeit, Teilhabe oder Ausgrenzung von Minderheiten, der Hass auf das Fremde“, betonte Projektleiterin Dr. Cornelia Hecht-Zeiler vom Haus der Geschichte. „Wir möchten in der Ausstellung vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Diskussion über die eigene Gegenwart bieten.“ Mit dieser Aktualität und durch vielfältige Angebote ist geplant, ein breites Publikum für die Teilhabe und die Auseinandersetzung mit den Inhalten zu motivieren. Das Museum wird zudem als außerschulischer Lernort seine Vermittlungsformate ausweiten und Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte bieten.

Das Museum soll über die Mauern des Schlosses hinaus wirken. Im Frühjahr 2022 startet das Museumslabor: In der Laupheimer Innenstadt will das Projektteam nicht nur das Ausstellungsvorhaben vorstellen, sondern vor allem mit Menschen verschiedener Communities ins Gespräch kommen, deren Perspektiven und Erfahrungen in die Arbeit mit einfließen lassen. Mittelfristig sollen im Museumslabor eigene Präsentationen, Veranstaltungen und Ausstellungen entstehen.

Gemeinsam mit dem Berliner Büro „Chezweitz – museale und urbane Szenografie“ entwickelt das Haus der Geschichte in den kommenden Monaten die Gestaltung der Ausstellung. Geschäftsführer Detlef Weitz: „Die Szenografie erzählt die Geschichte von Christen und Juden in Laupheim auf neue, lebendige und aktive Art und Weise. Es geht um Dialog und Austausch, das eigene Forschen und Erleben der Besucher*innen und das Weiterschreiben einer komplexen Beziehungsgeschichte durch die Jahrhunderte.“

Derzeit werden nach dem Abbau der alten Ausstellung die Museumsräume renoviert, und das gesamte Schloss erhält WLan, informierte Museumsleiter Dr. Michael Niemetz. „Das Museum kommt nun technisch und vor allem inhaltlich auf einen neuen, innovativen Stand.“ Er freut sich, „dass die neue Dauerausstellung auch Besuchergruppen über Stadt und Region hinaus anspricht. Auch dafür werden die Öffnungszeiten des Hauses ausgeweitet.“

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