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Carl Laemmle - Unternehmer, Marketingtalent und Humanist
Carl Laemmle, geboren am 17. Januar 1867 in Laupheim, wanderte nach dem Tod seiner Mutter mit 17 Jahren in die USA aus. In Chicago schlug er sich in den ersten Jahren mit Gelegenheitsjobs durch, ehe er 1894 zum Manager eines Bekleidungsgroßhandels in Oshkosh, Wisconsin, wurde.
In Chicago kaufte er 1906 sein erstes Nickelodeon, ein kleines Kino, und Gründete im gleichen Jahr einen Filmverleih. Seine außergewöhnlichen und auffälligen Werbeaktionen bescherten ihm eine stets wachsende Kundschaft, sodass er innerhalb von zwei Jahren nicht nur 50 Kinos besaß, sondern auch zum größten Filmverleiher der USA aufstieg.
1912 gründete er auf dem Gelände eines alten Hühnerhofs vor den Toren von Los Angeles die Universal Filmstudios. Das Studiogelände wurde zur Keimzelle für einen neuen Stadtteil: Hollywood. Hier produzierte der Filmpionier weit über 9.000 Filme, darunter bekannte Meisterwerke wie „Frankenstein”, „Dracula” mit Bela Lugosi oder den oscarprämierten Film „Im Westen nichts Neues”. Er kreierte die neue Kunstform des Spielfilms und war der erste, der Schauspieler als Stars in der Öffentlichkeit aufbaute.
Als Gründer von Hollywood, als Traumfabrikant mit Marktinstinkt schrieb Carl Laemmle Filmgeschichte.
Carl Laemmle hat sich Zeit seines Lebens als Humanist erwiesen. In seiner Heimatstadt Laupheim richtete er in den Folgejahren des Ersten Weltkriegs eine Armenstiftung ein, unterstützte maßgeblich den Aufbau zahlreicher öffentlicher Einrichtungen. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise organisierte er Spendensammlungen zugunsten seiner Heimatstadt und bedachte Laupheim regelmäßig mit großzügigen Zuwendungen. „Uncle Carl” wurde 1919 zum Ehrenbürger der Stadt und es wurde eine Straße nach ihm benannt.
Doch Nationalsozialisten begannen in den 30er Jahren systematisch den Ruf Carl Laemmles und alles, was an den Gönner aus den USA erinnerte, zu demontieren. Seine Filme wurden verboten, Kinovorführungen gestürmt, er verlor seine Ehrenbürgerschaft und auch die Straße in Laupheim wurde umbenannt.
Im Gegensatz zu den Chefs anderer Studios war Laemmle von der Machtübernahme Hitlers entsetzt und entschlossen, Menschen vor dem Naziregime in Sicherheit zu bringen. Nach 1936 rettet er Hunderten verfolgter Juden das Leben. Er stellt sogenannte Bürgschaftserklärungen (Affidavits) aus, die zur Einreise in die USA ermächtigen. Mehr als 300 Juden rettete er durch diese persönlichen Bürgschaften vor dem Tode.
Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 starb Carl Laemmle in seiner Villa in Hollywood.